Was wir wollen


Wir wollen ein gutes und zeitgemäßes Museum, das die Geschichte der Stadt erlebbar macht. Dazu gehören neue Konzepte, neue museumspädagogische Ansätze und der unbedingte Wille, dieses Museum weiterzuentwickeln.

Dr. Matthias Müller-Wieferig bei der Buchpräsentation des ersten Bandes der »Montagstüten« im Oktober 2023 im Zeughaus. Alle Erlöse des Verkaufs kommen dem Verein zugute. (Foto: Lars Chowanietz, OM-Medien)

Im Oktober 2023 wurden diese Pläne erstmals öffentlich im Rathaus und von der Presse begeistert präsentiert. Im Nachklang schrieb unser Vorsitzender Dr. Matthias Müller-Wieferig dazu einen Leserbrief an die OV, den wir nachfolgend ungekürzt wiedergeben

Runter vom Sofa und raus aus der Rüstung – endlich ist es öffentlich: Die Stadt Vechta beschäftigt sich mit der Zukunft des Museums im Zeughaus und findet Lösungsvorschläge, die professionell begründet und durchdacht sind. Und im übrigen auch schon Vorbilder im Umfeld vergleichbarer Städte in der Nachbarschaft haben: Lohne, Meppen, Lingen, Osnabrück, Bersenbrück etc.

Was Vechta so besonders macht: das Zeughaus selbst, als historischer, mittelalterlicher Ort, mit Castrum und einem Zitadellenpark, die das Zentrum von Vechta bilden. Was die Gründer 1997 nicht ahnen konnten: Dass die Bevölkerung dieses Museum so intensiv annimmt; dass Weinbergfest oder Burgmannentage, Backhaus- und Schmiedeaktionen, Sonderausstellungen zu Nationalsozialismus oder Künstlern aus Vechta, Schulbesuche und -führungen zu „Licht“ oder „Ötzi“ eine solche Resonanz finden. Und dass der Gefängnistrakt im Zeughaus, so düster und beklemmend dieses Zeugnis für Vechta als Gefängnisstadt auch anmutet, einen einmaligen Eindruck am authentischen Ort vermittelt.

Dass einiges in die Jahre gekommen ist, sehen Bürgerinnen und Bürger, ebenso die Politik selbst: Zu viel von alten Rüstungen und Kanonen, ein mitunter beschmunzeltes Autobahnschild „Mittelalterzentrum Vechta“. Zu wenig von Stoppelmarkt und Karneval, Sport und Schulen, Universität und Bildung, Kirchen und Kultur. Von Vechta als attraktiver Kreisstadt im ländlichen Raum mit interessanter Geschichte und Gegenwart: sein jüdisches, sein migrantisches, sein buntes Leben – eine Stadtgesellschaft mit Schattenseiten und Stärken, Kriegen, Katastrophen und Highlights vom Mittelalter bis in die jüngste Zeitgeschichte. Dargestellt mit modernen Vermittlungsformen, und dazu gehört heute entschieden mehr Digitales, mehr Interaktives, Vernetztes, mehr Kindgerechtes. Das wäre es doch!

Nun also die ersten Schritte hin zu einem wirklichen, vielfältigen „Stadtmuseum“, das Vermittlung und Cafeteria, Medien- und Veranstaltungsmöglichkeiten im eigenen Haus bietet und auch dauerhaft begeistern kann. Noch dazu geht es jetzt um einen besonderen Nachweis: dass Vechtas Museum nicht nur so heißt, sondern die Bezeichnung auch verdient. Dass das Museum im Zeughaus sowohl in Fach- und weiten Bevölkerungskreisen anerkannt und entsprechend attraktiv ist. Denn bereits seit 2015 gibt es nicht mehr dieses wertvolle Zertifikat als „Museum“: das „Gütesiegel“ des Museumsverbandes Niedersachsen und Bremen. Das heißt leider auch: seither kein Nachweis von Anstrengungen, diese Museums-Kriterien irgendwann wieder zu erfüllen – und damit keine Möglichkeiten mehr, die vielfältigen Sammlungs- und Ausstellungsaktivitäten über die Jahre, unter Umständen in Millionenhöhe, von Stiftungen und Sponsoren fördern zu lassen.

Der Politik, den Fraktionen in ihren internen Diskussionen, ist zu wünschen: Traut euch! Jetzt investiertes Geld ist „seed money“ – mit der Wurst nach dem Speck werfen, würde man kaufmännisch wohl sagen. Umso mehr gilt das im Kulturbetrieb, der chronisch unterversorgt, drittmittelabhängig ist, und der – ebenso chronisch – mit zusätzlichen, immer neuen Anforderungen konfrontiert wird, um Vechtas Stadtgeschichte und Stadtgesellschaft besser, moderner miteinander zu verbinden. Nicht zuletzt von der Politik selbst.

Raus aus der Rüstung!

Dr. Matthias Müller-Wieferig